TP 2 - Siedlungs- und Landnutzungszenarien 2030 für eine Klimawandel optimierte Siedlungsentwicklung (Landnutzungsszenario 2030; BBSR)

Siedlungsexpansion und die Siedlungsstruktur haben einen erheblichen Einfluss auf den Klimawandel. Eine dezentral konzentrierte, kompakte jedoch hinreichend durchgrünte und auf den Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur ausgerichtete Siedlungsstruktur wird ein wichtiger Beitrag zur Minderung der CO2-Emissionen beigemessen. Dies gilt insbesondere beim Verkehr und bei der Gefährdung von Immobilien z. B. durch Hausbrand. Kompakte und qualitätsvoll verdichtete Siedlungsstrukturen tragen aber auch zur Widerstandsfähigkeit (Resilienz) und damit zur proaktiven Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels bei.

Gleichzeitig beeinflussen die weitere Siedlungsexpansion und damit einhergehende Siedlungsdispersion und Zerschneidung direkt die noch verfügbare Freifläche vor allem für die Landwirtschaft. Indirekt werden dadurch außerdem Optionen für ein klimaschonendes Landnutzungsmanagement vermindert. Dessen Beitrag zum Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel wird überdies durch den Stadtumbau mit Rückbau, Flächenrecycling und Entsiegelung wie auch die Transformation urban gestalteter Landschaftsräume, seien es Konversionsflächen im Freiland, Tagebaulandschaften oder Anlagen der regenerativen Energiegewinnung, beeinflusst.

Institution: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Ziele

Das Teilprojekt „Siedlungs- und Landnutzungszenarien 2030“ (kurz: Landnutzungsszenario 2030) zielt auf die baulich geprägten Landschaftsbestandteile, insbesondere die Siedlungsflächen. Szenarien von deren künftiger Entwicklung stehen im Fokus. Sie sollen vor allem das Mengengerüst für die Freifläche anderer Bausteine von CC-LandStraD (z. B. Land- und Forstwirtschaft) vorgeben, und darüber hinaus Strategien einer CO2-mindernden Siedlungsentwicklung ausloten.

Kern des Teilprojektes ist die Erarbeitung von Landnutzungsszenarien 2030. Anhand einer Trendprognose (business-as-usual) werden die wahrscheinliche Flächennutzung sowie Szenarien für das Jahr 2030 entworfen. Das Teilprojekt Landnutzungszenario 2030 dient somit insbesondere der Projektion und Regionalisierung der Entwicklung von Siedlungs- und Verkehrsflächen. Die Ergebnisse werden auf ihre Klimawirksamkeit geprüft und mit den Untersuchungsergebnissen der anderen Teilprojekte zusammengeführt.

Forschungsansatz und Methoden

Für die Erarbeitung der Landnutzungsszenarien 2030 wird zunächst eine Trendprognose erstellt. Unter einer Trendprogrnose ist die wahrscheinliche zukünftige Entwicklung zu verstehen, wie sie aus Beobachtungen aus der Vergangenheit, bereits beschlossenen Politiken sowie aus Expertenannahmen zu erwarten ist. Ferner sollen weitere Entwicklungsszenarien, welche auf unterschiedlichen wirtschaftlichen, politischen und demographischen Annahmen basieren, die Bandbreite möglicher Entwicklungspfade der Flächennutzung für das Jahr 2030 beschreiben.

Die Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen geht in Deutschland fast ausschließlich mit der Umwidmung ehemalig landwirtschaftlich genutzter Flächen einher. Die Berechnungen sollen deutlich machen, wie viel (Landwirtschafts-)Fläche im Trend bzw. bei den jeweiligen Szenarien durch zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsfläche beansprucht wird. Anschließend erfolgt eine Bewertung der Klimawirksamkeit der Szenarien. Es wird darüber hinaus zu prüfen sein, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um die wahrscheinliche Flächennutzung der klimaoptimierten Landnutzung näherzubringen.

Modellverbund - Bereich Siedlung und Verkehr

Zunächst werden Projektionen der Raumansprüche für einzelne Landnutzungen ermittelt (z. B. Siedlungs- und Verkehrsfläche, landwirtschaftliche Fläche, forstwirtschaftliche Flächen). Für die urbanen Nutzungsarten wird das von der GWS Osnabrück entwickelte Modell PANTA RHEI REGIO eingesetzt. Das Modell projiziert basierend auf den vergangenen demographischen, wirtschaftlichen und siedlungsstrukturellen Trends die nutzungsartendifferenzierte Siedlungs- und Verkehrsfläche (z. B. Gebäude- und Freifläche Wohnen, Wirtschaftsflächen, Verkehrsflächen, Erholungs- und städtische Grünflächen) für Landkreise bis zum Jahr 2030. Die demographischen Trends stammen dabei aus dem Modellverbund der Raumordnungsprognose des BBSR.

Diese Ergebnisse dienen als Eingangsinformation in das Landnutzungsmodell Land Use Scanner . Es ist ein GIS-basiertes Simulationsmodell, in dem qualitativ formulierte Szenarien quantitativ untersetzt und räumlich explizit simuliert werden. Auf der Grundlage von flächenhaften Landnutzungsdaten, der Raumplanung und weiterer Standortfaktoren wie Relief oder Erreichbarkeit werden die lokalen Eignungen der einzelnen Landnutzungen ermittelt. Regionale Raumansprüche und lokale Eignung werden schließlich in den Land Use Scanner integriert. Dieser simuliert, basierend auf den mikroökonomischen Theorien der Landrente, die künftigen Landnutzungsänderungen räumlich explizit. Mit Hilfe des künftigen Landnutzungsmusters kann schließlich die Wirksamkeit einzelner simulierter Anpassungsmaßnahmen ermittelt werden.

Quelle: CC-LandstraD | Landnutzungsmodell Land Use Scanner